Kühler Empfang für
'Allii's neue Gouverneure
Die von 'Allii neu
ernannten Gouverneure schickten sich an, ihre Ämter zu
übernehmen, aber keiner von ihnen hatte es leicht.
Ägypten
schien am ehesten auf der Seite 'Alliis zu sein. Doch als der neue
Gouverneur dort eintraf, fand er eine ganz andere Lage vor.
Ein Teil des Volkes erkannte ihn an, aber eine starke Gruppe verlangte die
rasche Bestrafung der Mörder 'Usmaans. Sie sagten, ehe das nicht geschehen sei,
wollten sie mit dem neuen Amirul Mu'minin und seinen Gouverneuren nichts zu tun
haben. Eine andere Gruppe verlangte das Gegenteil. Sie forderte, dass die Mörder
überhaupt nicht bestraft werden
sollten.
Der neue Gouverneur von
Basra sah sich vor einer ähnlichen
Schwierigkeit: Eine Gruppe im Volk stand hinter den Aufrührern,
eine andere war gegen sie. Der für Kufa
ernannte Gouverneur war noch unterwegs, als er auf eine
starke Gruppe mächtiger Männer dieser Stadt stieß.
"Es ist besser, wenn du
zurückkehrst", sagten sie.
"Das Volk von Kufa will
dich nicht an der Stelle von Abu Musa Al-As'arii
haben. Setze dein Leben nicht aufs Spiel!"
Die Drohung schüchterte
den armen, zum Gouverneur bestimmten Mann so
ein, dass er folgsam nach Medina zurückkehrte.
Als der für Syrien
ausgesuchte Gouverneur Tabuk erreichte, fand er seinen Weg
von Mu'awijas Soldaten versperrt. Er zeigte ihnen sein
Ernennungsschreiben.
"Wärst du von 'Usman
ernannt worden, dann wärst du willkommen. Da du
aber von einem anderen geschickt worden bist, tust
du besser daran, umzukehren", sagten sie, und so musste auch
dieser zum Gouverneur Berufene nach Medina zurückkehren.
Der neue Gouverneur vom
Jemen übernahm sein Amt ohne Schwierigkeiten. Aber sein Vorgänger hatte ihm eine
leere Staatskasse hinterlassen.
Mu'awija erkennt 'Alliis
Regierung nicht an
Kufa und Syrien waren die
beiden Provinzen, die öffentlich die
Autorität 'Alliis missachtet hatten. 'Allii sandte
deshalb Boten zu ihren Gouverneuren und forderte von ihnen
eine Erklärung. Abu Musa Al-As'arii, der Gouverneur von Kufa,
gab eine befriedigende Antwort: Er versicherte 'Allii
seine Treue und sagte, dass das Volk den neuen Amirul
Mu'minin anerkannt habe. Was den Gouverneur
von Syrien anbelangst, so hatte 'Allii in seinem Brief an
Mu'awija geschrieben:
"Gelobe mir deine Treue
oder mache dich zum Kampf bereit."
Mu'awija sandte einen
besonders klugen Mann, der seinen Antwortbrief
überbrachte. 'Allii Öffnete ihn und las:
"Im Namen Allahs, des
Allerbarmers, des Barmherzigen."
Über diese
wenigen Worte war 'Allii erstaunt.
"Was will Mu'awija damit
sagen?" fragte er den Boten. Dieser stand auf
und sagte:
"Als ich Syrien verließ,
weinten 50.000 alte Kämpfer um 'Usman. Ihre Barte waren feucht von Tränen, und
sie haben geschworen, die Mörder ''Usmaan
zu bestrafen. Sie werden ihr Schwert nicht
eher in die Scheide stecken, als bis sie Rache genommen
haben."
Einer der Männer, die bei
´Allii saßen, stand auf und sagte:
"Bote von Syrien, glaubst
du, dass du uns mit der syrischen Armee einschüchtern
kannst? Bei Allah, 'Usmaans Hemd ist nicht das Hemd des
Propheten Juusuf, auch ist Mu'awijas Sorge um ihn nicht
die Sorge des Propheten Ja'quub. Wenn man auch in Syrien
um 'Usman trauert, gibt es doch auch Leute im Iraq, die
schlecht von ihm sprechen."
Die Worte des Boten
verletzten auch 'Allii, und er rief aus:
"O Allah, Du weißt sehr
gut, dass ich mit 'Usmaan Ermordung nichts zu tun
habe. Bei Allah, seine Mörder sind entkommen!"
Mu'awijas Antwort war ein
deutlicher Hinweis auf die Absichten des
syrischen Gouverneurs: Ohne Kampf würde er nicht nachgeben.
Daher bereitete sich 'Allii darauf vor. Hasan, sein ältester Sohn, war gegen
Blutvergießen. Er bat seinen Vater,
lieber die Regierung aufzugeben, als einen Bürgerkrieg
heraufzubeschwören. "Auf die Dauer wird das Volk deine Führung doch anerkennen", fuhr er fort. 'Allii stimmte dieser Auffassung seines Sohnes jedoch nicht zu. Der drohende Zusammenstoß zwischen 'Allii und Mu'awija verursachte Unbehagen in Medina. Jeder wusste, wie mächtig und klug der syrische Gouverneur war; es würde sehr schwierig sein, ihn in die Knie zu zwingen. 'Allii meinte, dass er selbst diese Aufgabe übernehmen sollte. Bald war eine Armee bereit, um gegen die zu kämpfen, die die Herrschaft des Amirul Mu'minin nicht anerkannten.
'A'ischa fordert Vergeltung
für 'Usman
Ehe 'Allii sich mit
Mu'awija befassen konnte, sah er sich einer anderen Gefahr gegenüber: 'A'ischa,
Tochter Abu Bakrs und eine Witwe des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,
wandte sich gegen ihn. Als 'Usman erschlagen wurde, vollzog sie gerade den
Hadsch.
Als sie auf dem Heimweg
die schreckliche Nachricht von seiner Ermordung erhielt, kehrte sie nach Mekka
zurück und wandte sich an eine öffentliche Versammlung. Sie erzählte den
Menschen, wie grausam die Aufrührer gewesen waren, als sie 'Usman kaltblütig
töteten, dazu noch in der Stadt des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
Sie forderte die Menge auf, den Tod des ermordeten ''Usmaan zu rächen. Hunderte
von Männern folgten dem Aufruf 'A'ischas, darunter auch der Gouverneur von Mekka.
In der Zwischenzeit waren auch Talha und As-Subair in Mekka eingetroffen. Sie
berichteten 'A'ischa (r), was sie in Medina gesehen hatten, und drängten sie,
schnell gegen die Aufrührer zu handeln. Sie sicherten ihr ihre Unterstützung zu
und gaben ihr den Rat, nach Basra zu gehen, um weitere Truppen zur Verstärkung
für ihr Vorhaben zu gewinnen. Zu dieser Zeit war auch 'Abdullah ibn 'Umar in
Mekka. Man versuchte, ihn auf 'A'ischas Seite zu ziehen, aber der fromme
'Abdullah (r) weigerte sich, in den Bürgerkrieg hineingezogen zu werden.
'A'ischa machte sich an
der Spitze einer starken Streitmacht auf den Weg nach Basra. Unterwegs stießen
weitere Kämpfer zu ihr, und als sie Basra erreichte, standen 3000 Mann unter
ihrer Fahne. Der Gouverneur von Basra sandte ihr Leute entgegen, um den Grund
ihres Besuches zu erfahren. Sie sagte, sie sei gekommen, um das Volk auf seine
Pflicht gegenüber dem ermordeten 'Usman aufmerksam zu machen. Die Boten fragten
dann auch Talha (r) und As-Subair (r), warum sie gekommen seien.
"Wir wollen den Tod ''Usmaan
rächen", erwiderten sie. "Aber ihr habt doch 'Allii die Treue geschworen",
wandten die Boten ein. "Das Gelöbnis wurde unter Druck abgelegt", sagten die
Der oberste Richter von
Basra wurde dazu bestimmt, nach Medina zu gehen und die Wahrheit herauszufinden,
und beide Parteien wollten seinen Bericht anerkennen. Der oberste Richter war
Ka'b ibn Taur. Er erreichte Medina an einem Freitag und begab sich sogleich in
die Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er stellte sich vor
das Volk und sagte: "O Leute, das Volk von Basra sendet mich, um herauszufinden, ob
Talha und As-Subair ihren Treueid freiwillig oder
unter Druck geleistet haben."
"Bei Allah !" entgegnete
Usama ibn Said. "Er wurde unter Bedrohung mit dem
Schwert abgegeben." Usamas Worte wurden von einer Anzahl führender Sahaba bestätigt. Der oberste Richter von Basra sah es somit als erwiesen an, dass die Aussage von Talha und As-Subair richtig war.
Als 'Allii von den
Vorgängen in Basra erfuhr, schrieb er dem Gouverneur, er
solle nicht nachgeben.
"Selbst wenn Talha und
As-Subair zum Treueid gezwungen worden sind", hieß
es in seinem Brief, "für die Einheit der Muslime ist Gewalt
nötig. Sie wird jedoch nicht benutzt, um sie zu entzweien."
Inzwischen war der
oberste Richter nach Basra zurückgekehrt. Er
bestätigte, was Talha und As-Subair gesagt hatten, und diese
verlangten, dass der Gouverneur sein Wort halten und die
Stadt aufgeben solle.
Dieser hatte aber
inzwischen gegenteilige Anweisungen erhalten. Seine
Pflicht gegenüber dem Amirul Mu'minin stellte er über sein gegebenes
Wort, und er kämpfte, um die Stadt zu verteidigen. Er wurde jedoch besiegt und
gefangen genommen, und Basra wurde am 4. des Monats Rabi u1-Achir des Jahres 36
n.H. besetzt.
Talha
und As-Subair begannen sogleich, nach Leuten zu suchen, die am Aufstand gegen
'Usmaan teilgenommen hatten, und Hunderte von Männern wurden aufgegriffen und
verhört. Eine große Zahl von ihnen wurde eingesperrt und vor Gericht gestellt,
viele wurden für schuldig befunden und getötet. Nach der Besetzung Basras richteten 'A'ischa, Talha und As-Subair einen langen Brief an die Gouverneure der verschiedenen Provinzen des islamischen Reiches, in dem beschrieben wurde, wie schwer Allahs Hand die Mörder ''Usmaan in Basra getroffen habe.
Die Sahaba
widersprechen 'Allii
Die Vorfälle in Basra
beunruhigten 'Allii sehr, und er beschloss, zunächst von Mu'awija abzulassen, um
zuerst im Iraq Ordnung zu schaffen. Einen Zusammenstoß mit 'A'ischa konnte er
leider nicht verhindern. Er rief das Volk von Medina unter seine Fahne, aber der
Widerhall war schwach; denn der Gedanke an das Unternehmen war für die meisten
Sahaba unerträglich. Wie konnten sie mit der Witwe des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, die Schwerter kreuzen? Sa'd ibn
Abu Waqqas, der Eroberer Persiens, sagte:
"Amirul Mu'minun! Ich
wünsche ein Schwert, das die Muslime von den
Kafir trennt. Wenn du mir ein solches gibst,
kämpfe ich an deiner Seite; hast du aber kein solches Schwert,
dann entschuldige mich bitte." , 'Abdullah ibn 'Umar sagte:
"Im Namen Allahs fordere
ich dich auf, nichts von mir zu verlangen, was
meinem Gewissen widerspricht."
"Der Gesandte Allahs,
Allahs Segen und Friede auf ihm,
befahl mir", sagte Muchammad ibn Muslima, "mein
Schwert nur gegen Kafir zu benutzen. Aber er bat mich,
es zu zerbrechen, wenn es sich gegen Muslime richten
sollte, und ich habe mein Schwert bereits in Stücke zerbrochen."
Usama ibn Said rief:
"Bitte befreie mich von
dieser Pflicht! Ich habe einen Eid abgelegt, gegen
niemanden zu kämpfen, der sagt: »Es ist kein Gott außer Allah«".
Als Malik Al-Astar erfuhr,
was diese Sahaba gesagt hatten, schlug er ´Allii
vor, sie ins Gefängnis zu werfen. "Nein", erwiderte 'Allii, "ich will sie nicht gegen ihren Willen zwingen."
Gegen Ende des Monats Rabi
u1-Auwal im Jahre 36 n.H. brach 'Allii in den Iraq auf. Er hoffte, vor
seinen Rivalen in Basra zu sein, aber der Weg war zu lang und die Zeit zu kurz.
In Du Qar erfuhr er, dass Basra von 'A'ischa besetzt worden war. Deshalb hielt
er an. 'Allii hatte wiederholt Abu Musa Al-As'arii, den Gouverneur von
Kufa, um Hilfe gebeten. Dieser scheute den Bürgerkrieg sehr. Er hasste den
Anblick von Muslimen, die sich an die Kehle springen, und wollte sich aus dem
Streit heraushalten. Das Volk von Kufa teilte seine Meinung und wollte im Kampf
zwischen 'A'ischa und 'Allii nicht Partei ergreifen.
Schließlich sandte 'Allii
seinen ältesten Sohn Hasan nach Kufa. Als er dort ankam, hielt Abu Musa gerade
eine Versammlung in der Hauptmoschee ab, in der er sich scharf gegen den
Bürgerkrieg aussprach. Als er geendet hatte, sprang Hasan nach vorn und erklärte
dem Volk, dass sein Vater der rechtmäßige Amirul Mu'minin sei, dass Talha und
As-Subair ihr Wort gebrochen hätten und daß es die Pflicht des Volkes sei,
seinem Amirul Mu'minin im Kampf gegen Ungerechtigkeit zu helfen. Seine Rede
erzielte eine sofortige Wirkung; ein führender Mann von Al-Kufa stand auf und
sagte: "Volk von Kufa! Unser Gouverneur hat recht mit dem, was er sagt. Aber die
Einheit des Reiches ist ebenso notwendig. Ohne sie gibt es keine Sicherheit für
Frieden und Gerechtigkeit. 'Allii ist der gewählte Amirul Mu'minin. Er ruft euch
auf, mit ihm gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, und ihr müsst ihm helfen, so gut
ihr könnt."
Diesem
Appell folgten ähnliche Aufrufe anderer führender Männer von Kufa. Das Volk war
ergriffen, und bald marschierten 9000 Mann, um sich 'Allii anzuschließen. 'Allii
versicherte diesen Männern, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um
Blutvergießen zu verhindern; selbst wenn der Kampf unvermeidlich werde, würde er
ihn nach Möglichkeit beschränken.
Als Basra erreicht war,
schickte 'Allii einen Mann zu 'A'ischa, um die
Missverständnisse zu klären, die zwischen ihnen bestanden.
"Was wollt ihr wirklich?"
fragte der Mann sie und ihre Anhänger.
"Wir wünschen nichts als
das Wohlergehen der Muslime", antwortete sie.
"Dies ist nicht möglich, solange ''Usmaan Tod nicht gerächt ist."
'Alliis Abgesandter fuhr
fort:
"Das Verlangen nach
Vergeltung ist wohl berechtigt. Aber wie könnt ihr Hand an Übeltäter legen, wenn
ihr nicht vorher die Hand des Amirul Mu'minin stark macht? Ihr habt ja eure
Erfahrungen gemacht, als ihr die Aufrührer in Basra bestraft habt. Ihr wart
hilflos im Fall Harqus ibn As-Subair. Ihr wolltet ihn töten, aber 6000 Mann
erhoben sich, um den Angeklagten zu verteidigen, und ihr musstet ihn schließlich
freilassen. Wenn man euch zwingen kann, das Verbrechen eines einzigen Mannes zu
übersehen, wie könnt ihr dann 'Allii tadeln? Wenn ihr wirklich die Wirren
beenden wollt, dann kommt zur Fahne des Amirul Mu'minin! Zieht das Volk nicht in
den Bürgerkrieg! Das geht das ganze Volk an. Ich hoffe, dass ihr Frieden und
Ordnung mehr liebt als Kampf und Blutvergießen." 'A'ischa, Talha und As-Subair
waren sehr bewegt von dieser Rede.
"Wenn 'Allii wirklich
bereit ist, ''Usmaan Tod zu sühnen", erklärten sie, "können unsere
Meinungsverschiedenheiten leicht beigelegt werden."
Der Abgesandte brachte 'Allii
diese hoffnungsvolle Nachricht. Mit ihm kamen auch einige Männer aus Basra, die
sichergehen wollten, dass 'Allii sie nicht wie einen unterlegenen Feind
behandeln würde. 'Allii versprach ihnen, dass sie nichts zu befürchten hätten.
Die Hoffnung auf Frieden
wuchs. Aber im Heere 'Alliis befanden sich 'Abdullah ibn Saba' und seine
Helfershelfer,
"Das größte Geschenk
Allahs an uns war die Einigkeit. Sie machte uns groß und stark, sehr zum
Missfallen der Feinde des Islam. Diese haben versucht, unsere Einigkeit zu
zerstören. Hütet euch vor ihnen! Morgen wollen wir in friedlicher Absicht nach
Basra ziehen. Diejenigen, die an der Ermordung ''Usmaan irgendwie beteiligt
waren, sollten sich von uns trennen."
'Abdullah ibn Saba' und
seine Männer waren über diese Erklärung bestürzt und trafen sich zu geheimer
Beratung. '"Allii will ''Usmaan Tod rächen", flüsterten sie sich zu. "Jetzt sagt
er dasselbe wie Talha, As-Subair und 'A'ischa. Wir müssen etwas dagegen tun!"
Am folgenden Tag brach 'Allii
mit seinen Männern nach Basra auf. Talha und As-Subair kamen mit ihrem Heer aus
der Stadt heraus, und beide Streitmächte lagen sich drei Tage lang gegenüber.
Die Friedensgespräche wurden fortgeführt, und am dritten Tag trafen sich die
Anführer beider Heere persönlich. Sie ritten aufeinander zu, und 'Allii, Talha
und As-Subair standen sich schließlich so dicht gegenüber, dass sich die Hälse
ihrer Pferde berührten.
"Bin ich nicht euer
Bruder?" fragte 'Allii die beiden. "Ist das Blut des einen Muslim dem anderen
Muslim nicht heilig?"
Talha entgegnete:
"Aber du hast am Aufstand
gegen 'Usman teilgenommen."
'Allii fuhr fort;
"Ich verfluche die Mörder
''Usmaan. O Talha! Hast du mir nicht Treue
geschworen?"
"Ja, aber unter dem Druck
des Schwertes", erwiderte Talha.
Dann wandte sich 'Allii an
den anderen:
"Erinnerst du dich,
As-Subair, dass der Gesandte Allahs,
Allahs Segen und Friede auf ihm,
dich eines Tages fragte, ob du
mich liebst? Du sagtest »Ja!«. Da prophezeite er,
dass du einmal gegen mich ohne wirklichen Grund kämpfen
würdest."
As-Subair antwortete:
"Gewiss! Ich erinnere mich
der Worte des Gesandten Allahs,
Allahs Segen und Friede auf ihm."
Nach diesem Gespräch, das
die Herzen einander näher brachte, ritten die
drei Männer in ihr Lager zurück. Jeder dachte ernsthaft
darüber nach, welches Leid aus einem Bürgerkrieg
entstehen würde. Man spürte, dass der Friede nun nahe war. 'Allii (r) war sehr befriedigt über die Unterredung. Er war fast sicher, das Blutvergießen verhindert zu haben, und gab strenge Anweisung, dass niemand auch nur einen Pfeil abschießen dürfe. In der Nacht bat er Allah (t), den Muslimen die Schrecken eines Bürgerkrieges zu ersparen.
Die Nacht kam heran, und
beide Heere lagen in tiefem Schlaf. Aber 'Abdullah ibn
Saba' und seine Helfer waren die ganze Zeit über wach.
Jetzt sahen sie ihre letzte Gelegenheit gekommen, und die
wollten sie sich nicht entgehen lassen. Es war noch dunkel,
als plötzlich das Klirren von Stahl die
"Was ist hier los?"
fragten sie.
"'Alliis Heer hat einen
Nachtangriff begonnen", lautete die Antwort.
"O weh", riefen sie, " man
konnte 'Allii also nicht davon abhalten, das Blut
von Muslimen zu vergießen! Wir haben das die ganze Zeit
befürchtet!"
'Allii war ebenfalls
bestürzt über den plötzlichen Ausbruch des Waffenlärms.
"Was geschieht da?" fragte
er.
"Talha und As-Subair haben
uns überfallen", antworteten die Gefolgsleute ibn
Saba's.
"O weh", sagte 'Allii,
"nun haben Talha und As-Subair sich doch nicht davon
zurückhalten lassen, das Blut von Muslimen zu vergießen! Das
hatte ich die ganze Zeit befürchtet!"
Der Kampf tobte immer
heftiger. Muslime töteten andere Muslime, und Hunderte fielen auf jeder Seite.
Auch Talha fiel im Kampf. As-Subair floh vom Schlachtfeld. Der größte Teil von 'A'ischas
Streitmacht schmolz dahin, aber ein hartnäckiges Gefecht wütete noch rund um ihr
Kamel. Sie saß auf dem Rückensitz des Kamels und leitete den Kampf. Eine große
Menge frommer Muslime kämpfte verzweifelt zu Ehren der Witwe des Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, -70 Männer einer nach dem anderen - hielten das
Zaumzeug des Kamels und ließen dabei ihr Leben. 'Alliis Herz blutete, als er
das sah. Das kostbare Leben von Muslimen wurde für nichts hingegeben.
Schließlich befahl 'Allii einem seiner Männer, 'A'ischas Kamel die Hinterbeine
abzuschlagen. Er tat es, und das Kamel fiel auf die Vorderbeine. Der Rückensitz
kam herab, und damit war die Schlacht zu Ende.
'A'ischa (r) wurde
unverletzt aus dem Sitz genommen, mit aller Hochachtung, die ihr gebührte. 'Allii
trat zu ihr hin mit den Worten:
"Wie geht es dir?" "Alles
ist in Ordnung", erwiderte 'A'ischa, "Allah möge dir verzeihen!"
"Und Er möge auch dir
deinen Fehler vergeben", sagte 'Allii. Dann sah er sich auf dem Schlachtfeld um.
Viele wohlbekannte Sahaba lagen im Staub. Über 10.000 Mann von beiden Seiten
hatten ihr Leben gelassen, darunter einige der besten Männer des Islam. 'Allii war davon tief berührt; er sprach für alle Gebete und ließ sie beerdigen.
Seinen Männern verbot er, Beute zu machen; alles, was herumlag, wurde
eingesammelt, und die Leute von Basra bekamen von 'Allii das zurück, was ihnen
gehörte. Nachdem As-Subair das Schlachtfeld verlassen hatte, begab er sich in
Richtung Mekka. Als er in einem Tal anhielt, um zu beten, wurde er, vertieft im
Gebet, von einem Mann mit Namen 'Amr ibn Dscharmas erschlagen. ´Amr ibn
Dscharmas brachte dem 'Allii die abgeschlagenen Arme As-Subairs in der Hoffnung,
einen Lohn dafür zu erhalten, dass er 'Alliis Rivalen getötet hatte. Aber an
Stelle einer Belohnung erhielt er einen scharfen Verweis.
"Ich sah den Besitzer
dieses Schwertes mehrere Male für den Gesandten Allahs kämpfen", sagte 'Allii,
"und ich verkünde seinem Mörder das Feuer der Hölle! " Nachdem 'A'ischa sich
noch einige Tage in Basra aufgehalten hatte, schickte 'Allii sie unter der Obhut
ihres Bruders Muhammad ibn Abu Bakr nach Medina zurück. Kurz vor ihrer Abreise
scharte sich eine Anzahl von Männern um ihr Kamel, und sie richtete folgende
Worte an sie: "Ihr habt euch gegenseitig nichts vorzuwerfen. Bei Allah ,
zwischen mir und 'Allii hat es keine Feindschaft gegeben. Ich halte 'Allii für
einen guten Mann."
'Allii sagte darauf: "Sie hat ganz recht, und sie nimmt eine hohe Stellung in unserer Religion ein; hier auf Erden und in der kommenden Welt ist sie die geehrte Frau des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm." 'Allii begleitete 'A'ischa viele Kilometer weit. Dann begann er, die Ordnung in Basra wiederherzustellen. Die Stadt hatte die Waffen gegen 'Allii erhoben, aber 'Allii erließ eine Generalamnestie. Er hielt eine bewegende Ansprache in der Hauptmoschee, in der er das Volk aufforderte, sich die Pflichten gegenüber Allah stets vor Augen zu halten. Er nahm den Treueschwur vom Volk entgegen und ernannte 'Abdullah ibn 'Abbas (r) zum Gouverneur von Basra. Als die Stadt fiel, hielten sich einige führende Männer der Banu Umayja in Basra auf, darunter auch der verrufene Marwan. Diese Männer warteten ab, was geschehen würde. Als 'Allii von ihrer Anwesenheit erfuhr, gewährte er auch ihnen die Generalamnestie. Sie gingen daraufhin nach Syrien und schlossen sich Mu'awija an. |