Die Al-Hawaridsch

Die Gegner des Abkommens von Siffin wurden als die "Hawaridsch" bekannt. 'Allii hatte sie beruhigt, aber nach dem Schiedsspruch erregten sie von neuem Unruhe. Sie sagten:

"Wir haben 'Allii gebeten, die Vereinbarung als ungültig zu betrachten, aber er hörte nicht auf uns. Nun erklärt er, dass der Schiedsspruch gegen das Buch Allahs ist, und gibt damit zu, was wir von Anfang an gesagt haben. Nun sollte er seine Schuld bekennen und sie bereuen. Wenn er das tut, sind wir auf seiner Seite, wenn nicht, werden wir gegen ihn kämpfen." Das Zentrum der Hawaridsch wurde in Nahrawan errichtet. Sie predigten ihre religiöse Auffassung und gewannen ziemlich an Einfluss. Kafir ließen sie in Frieden, aber sie waren sehr hart gegen Muslime, die anderer Meinung waren als sie. Solche Muslime waren in ihren Augen Widersacher des rechten Imans und wurden von ihnen mit dem Schwert bekämpft.

In gewissem Sinne waren die Hawaridsch strenge Puritaner. Sie sprachen lange Gebete, kleideten sich einfach und waren äußerst rechtschaffen in ihrem Verhalten. Aber Treue zu einem Amirul Mu'minin war in ihren Augen ein Verbrechen, und sie betrachteten dies als "Personenkult". Kaltblütig töteten sie Männer und Frauen, die sagten, dass sie Anhänger des Amirul Mu'minin seien. 'Allii musste noch mit Mu'awija abrechnen. Aber die Gefahr, die von den Hawaridsch ausging, war viel ernster, und sie erforderte höchste Aufmerksamkeit. 'Allii konnte nicht nach Syrien ziehen, ohne zuvor diese Gefahr beseitigt zu haben. So führte er also ein Heer nach Nahrawan. Zuerst sandte er jedoch zwei ausgewählte Sahaba zu den Führern der Hawaridsch, um sie zu überreden, Vernunft anzunehmen. Aber sie wollten nicht hören. Dann schickte 'Allii einen Boten, der sagte:

"Übergebt uns die Männer unter euch, die Muslime erschlagen haben. Wir werden sie töten und die übrigen in Frieden lassen."

Darauf antworteten sie:

"Wir alle haben das Blut deiner Anhänger vergossen, und wir werden es auch weiter tun."

'Allii sah, dass der Kampf unvermeidlich war. Er erklärte den Hawaridsch, dass jedem von ihnen, der nach Kufa oder Al-Mada'in käme oder ihre Armee verlassen würde, Sicherheit für sein Leben garantiert würde. Auf dieses Angebot gingen viele ein, so dass noch 3000 Hawaridsch zurückblieben. Die Schlacht begann, und die Hawaridsch kämpften verzweifelt. 'Allii selbst erschlug die meisten ihrer Führer, und ihr Heer wurde völlig vernichtet. 'Allii schickte ihre Verwundeten zu ihren Verwandten. Mit dieser Niederlage war jedoch der Widerstand der Hawaridsch noch nicht gebrochen. Sie verteilten sich über das Reich und predigten den Ungehorsam gegen die Gesetze des Staates. Einer ihrer Führer, Hara'it, forderte zur Anarchie auf. "Alle Gewalt gehört Allah", leitete er vom Qur'an ab, "daher brauchen wir keine Regierung."

'Allii setzte Truppen gegen Hara'it und andere Hawaridsch ein, und Hara'it wurde getötet, aber die Hawaridsch sorgten weiter für Unruhe.

'Alliis Macht nimmt ab

Nach der Niederlage der Hawaridsch in Nahrawan wollte 'Allii nach Syrien ziehen. Aber seine Krieger verspürten keine Lust dazu.

"Wir sind erschöpft von den ständigen Kämpfen", erklärten sie, "gib uns etwas Zeit zum Ausruhen." Das Feldlager des Halifen befand sich in An-Nahila, einige Meilen von der Hauptstadt entfernt. Von hier aus zog es die Männer nach Kufa, und schließlich musste 'Allii sich auch dorthin begeben. Nach einiger Zeit bat er die Männer, sich für den Feldzug nach Syrien bereit zu machen. Aber die führenden Männer Kufas zeigten keine Neigung dazu, und seine beredeten Appelle trafen auf taube Ohren. Je mehr Zeit verging, desto klarer wurde es 'Allii, dass er niemals in der Lage sein würde, eine zweite Armee gegen Mu'awija zu führen.  

 

 

Verlust Ägyptens

Qais ibn Sa'd war 'Alliis erster Gouverneur in Ägypten. Er war der Sohn Sa'd ibn 'Ubadas, des berühmten Führers der Al-Ansar. Qais war ein sehr fähiger Mann, und ihm gelang es, das Volk für 'Allii zu gewinnen. Nur die Stadt Harbata war nicht bereit, 'Allii anzuerkennen. Qais unternahm nichts gegen diese Stadt unter der Bedingung, dass sie den Frieden bewahre. Da einige von 'Alliis Freunden an dem Gouverneursposten von Ägypten interessiert waren, erweckten sie Zweifel an der Treue von Qais und sagten: "Warum zwingt er nicht die Stadt Harbata, 'Allii anzuerkennen?"

In einem Brief bat 'Allii daher Qais, Maßnahmen gegen Harbata zu ergreifen. Der Gouverneur erwiderte, dass dies nach seiner Meinung kein kluger Schritt sei. Die Leute um 'Allii sahen in diesem Antwortbrief jedoch den Beweis dafür, dass Qais mit Mu'awija sympathisiere, und dieser nutzte diese Situation sofort zu seinem Vorteil aus. Er wusste, wie fähig Qais war; wenn dieser in Ägypten bliebe, würde sich seine eigene Lage verschlechtern; denn die Armeen von Irak und von Ägypten zusammen könnten ihn leicht vernichten. Darum beschloss Mu'awija, Qais aus Ägypten zu verdrängen; er streute daher das Gerücht aus, dass Qais einer seiner Männer sei, und sorgte dafür, dass 'Allii diese Geschichte zu Ohren kam. Die Falle war klug gestellt, und 'Allii fiel hinein: Er entließ Qais.

Muchammad ibn Abu Bakr war der nächste Gouverneur Ägyptens. Er war ein unerfahrener junger Mann. Als erstes unternahm er eine Strafaktion gegen Harbata. Inzwischen fand die Schlacht von Siffin statt, aber der Gouverneur Ägyptens war daheim so beschäftigt, dass er 'Allii nicht die geringste Hilfe leisten konnte - Mu'awija Verleumdung hatte vollen Erfolg gehabt. Nun erkannte 'Allii seinen Fehler; er fühlte, dass Ägypten in fähigere Hände gehört hätte. Daher ersetzte er nach der Rückkehr von Siffin Muhammad ibn Abu Bakr durch Malik Al-Astar. Malik war ein starker Mann, und seine Treue zu 'Allii war erprobt. Durch ihn entstand nun wieder Gefahr für Mu'awija. Wie könnte er mit einem Mann wie Malik fertig werden? Zweifel an dessen Treue zu 'Allii konnte er diesmal nicht säen. Daher griff er zu einer Geheimwaffe - Gift: Malik starb auf dem Weg nach Ägypten durch Gift.

Sein Tod zwang 'Allii, Muchammad ibn Abu Bakr in seinem Amt zu belassen. Er versicherte ihm, dass seine Ablösung nicht auf Missfallen zurückzuführen war, und dass es nur eine Maßnahme zur Verbesserung der Lage gewesen sei, womit sich Muhammad zufrieden gab. Nach dem Schiedsspruch im Anschluss an die Schlacht von Siffin erhob Mu'awija offen Anspruch auf das islamische Reich. Sein erstes Ziel war Ägypten. Hier war die Lage so schlecht, wie er sie sich nur wünschen konnte. Er schrieb der Stadt Harbata, sie solle sich zu einem Aufstand bereithalten, und schickte ihr seine eigene Armee unter 'Amr Ibn Al-'As zur Unterstützung. Muhammad ibn Abi Bakr bat 'Allii schriftlich um sofortige Hilfe. Aber die einzige Unterstützung, die er erhielt, war ein Aufruf des Amirul Mu'minin, so tapfer wie möglich zu kämpfen. Inzwischen war 'Amr, der Ägypten für das Islamische Reich erobert hatte und lange Zeit dort Gouverneur gewesen war, mit einer Armee von 6000 Mann in das Land eingefallen. Gleich bei seiner Ankunft stießen 10.000 Krieger von Harbata zu seiner Armee.

Muchammad ibn Abu Bakr konnte nur 2000 Mann aufbringen, um 'Amr aufzuhalten, und sie wurden mit Leichtigkeit besiegt. In der Zwischenzeit hatte er weitere 2.000 Mann aufgeboten, die er selbst anführte. Schon auf dem Anmarsch erreichte ihn jedoch die Nachricht von der Niederlage der ersten Armee. Daraufhin ergriff sein ganzes Heer die Flucht, und er selbst wurde als hilfloser Flüchtling gefangen. Sein Bruder 'Abdur-Rachman ibn Abu  Bakr, der auf Mu'awija Seite stand, forderte, dass das Leben seines Bruders geschont werden solle.

"Nein", antwortete Mu'awija, "er ist einer der Mörder 'Usmaans! Er muss dies mit seinem Leben bezahlen." Daraufhin wurde Muchammed ibn Abu Bakr gnadenlos hingerichtet. Mu'awija wurde im Jahre 38 n.H. Herrscher Ägyptens. 'Allii verlor damit die wichtigste islamische Provinz.  

 

 

Unruhen im Lande

Mu'awija ging mit taktischem und diplomatischem Geschick daran, 'Allii (r) den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Seine Agenten reisten umher und hetzten das Volk gegen 'Allii auf. Einer dieser Aufwiegler, ibn Al-Hadramii, kam nach Basra. Der Gouverneur, ibn 'Abbas, befand sich gerade zu einem Besuch in Kufa, und ibn Al-Hadramii sah darin eine günstige Gelegenheit, um das Volk zur Rache für den Tod 'Usmans aufzuwiegeln. Es gelang ihm, viele Anhänger zu gewinnen, und unter großen Schwierigkeiten floh der Stellvertreter des Gouverneurs aus der Stadt. 'Allii ließ den Aufstand jedoch niederwerfen, und ibn Al-Hadramii und 70 seiner Leute schlossen sich daraufhin in einem Haus ein. Als das Haus angezündet wurde, verbrannten alle. Diese grausame Tat eines Gouverneurs 'Alliis vergrößerte die Unruhe, und es kamen bald noch weitere Schwierigkeiten hinzu: Persien und Kirman verweigerten die Tributzahlung, und auch diese Aufstände mussten blutig niedergeschlagen werden.

Um das Jahr 39 n.H. war Mu'awija in der Lage, 'Alliis Feldlager anzugreifen, und er schickte starke Abteilungen zu Überfällen auf das Gebiet 'Alliis. Eine dieser Gruppen drang nach Osten bis in die Gegend von Basra vor. Aus verschiedenen Richtungen kamen dringende Hilferufe, und mit feurigen Worten versuchte 'Allii, seine Anhänger aufzurütteln, aber sie ließen sich nicht zur Unterstützung bewegen. Mu'awija Überfälle verängstigten das Volk. Die Unruhe war weit verbreitet, und von Tag zu Tag wurde 'Allii hilfloser und konnte nicht das tun, was er durchzuführen gedachte.

In diesem Jahr sandte 'Allii wie üblich einen Abgesandten zum Hadsch nach Mekka, der stellvertretend für ihn den Hadsch leiten sollte. Mu'awija, der die Regierung beanspruchte, schickte ebenfalls einen Mann zu diesem Zweck dorthin, und jeder von ihnen behauptete, ein Abgesandter des rechtmäßigen Amirul Mu'minin zu sein. Schließlich leitete eine dritter Mann, Saiba, der Enkel von Talha, den Hadsch. So verlor 'Allii auch dieses Symbol des islamischen Reiches.  

 

 

Verlust des Hidschas und des Jemen 

'Alliis Schwierigkeiten machten Mu'awija übermütig. Im Jahre 40 n.H. sandte er den rücksichtslosen Basr mit 3000 Mann in den Hidschas. 'Allii's Abgesandter aus Medina, Abu Ayjuub, konnte den Eindringling nicht aufhalten, und er floh nach Kufa. Basr besetzte Medina und zwang das Volk, Mu'awija den Treueschwur zu leisten. Er stellte sich in die Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und rief:

"Wo ist 'Usman heute? Er war hier bis gestern, wo ist er jetzt? Wenn Mu'awija es mir nicht unter Eid verboten hätte, würde ich nicht einen einzigen erwachsenen Bewohner der Stadt am Leben lassen!" Von Medina zog Basr nach Mekka. Auch hier fand er keinen Widerstand; er nahm die Stadt ein und nahm den Treueid für Mu'awija entgegen. Sein nächstes Ziel war der Jemen, wo 'Ubaidullah Ibn 'Abbas Gouverneur war. Dieser floh nach Kufa, als er von Basrs Vormarsch erfuhr. Basr drang in die Hauptstadt des Jemen ein und erschlug Hunderte von 'Alliis Anhängern; er verschonte nicht einmal die beiden kleinen Söhne von ibn 'Abbas.

Eine andere Armee Mu'awija unter Sufjan ibn 'Auf überrannte den Südirak. Städte wie Al-Mada'in und Al-Anbar wurden geplündert. Von allen Teilen des Reiches kamen alarmierende Nachrichten: Das islamische Reich war von allen Seiten bedroht.´ Allii stand vor einer schweren Aufgabe. Er sandte Dscharja mit 2000 Mann zum Kampf gegen die Eindringlinge. Als diese Streitmacht in den Jemen kam, zog sich Basr eilends nach Syrien zurück. Dscharja setzte seinen Vormarsch nach Mekka fort. Bald nachdem er die heilige Stadt betreten hatte, erreichte ihn die Nachricht vom Tode 'Alliis, und dies beendete Dscharjas Feldzug.  

 

 

Alliis Tod

Die Hawaridsch waren ebenso gegen 'Allii wie gegen Mu'awija, und den Bürgerkrieg, der ihnen endlos erschien, fanden sie abscheulich. Nach ihrer Niederlage in Nahrawan trafen sich einige von ihnen in Mekka, um über die Lage nachzudenken. Die Aussichten waren düster - darüber waren sie sich alle einig, und sie beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.

"Mu'awija,   'Amr  ibn  Al-'As und  'Allii  sind die Hauptfiguren in diesem Drama", erklärten sie. "Wenn man diese drei Männer beseitigt, wird die Welt des Islam all ihre Unruhen los."

Drei der Hawaridsch erklärten sich bereit, dies zu übernehmen; 'Abdur-Rachman ibn Muldscham sollte 'Allii erschlagen, Bark ibn 'Abdullah sollte Mu'awija töten, und 'Amr ibn Bark sollte 'Amr Ibn Al-As umbringen. Der 17. Ramadan des Jahres 40 n.H. wurde für die Tat festgesetzt, und zwar sollten die drei Männer getötet werden, wenn sie zum Morgengebet in die Moschee kämen. ibn Muldscham kam nach Kufa und wohnte dort bei einer Hawaridsch-Familie. Er verliebte sich in ein schönes Mädchen der Familie und sprach zu ihr von Heirat.

"Dafür musst du mir aber einen Brautpreis zahlen", sagte das Mädchen.

"Und wie hoch soll dieser sein?" fragte ibn Muldscham.

"Unter anderem", antwortete das Mädchen, "will ich 'Alliis Kopf!"

"Ausgezeichnet!" rief ibn Muldscham. "Ich bin nur zu diesem Zweck hier."

Mit Hilfe des Mädchens und seiner Familie traf er seine Vorbereitungen. Am 17. Ramadan führten die drei Hawaridsch ihre mörderischen Anschläge auf ihre Opfer aus. Mu'awija entkam mit einer leichten Verwundung; der Attentäter wurde gefasst und getötet. 'Amr ibn Al-'As war an diesem Tage krank, und ein anderer, der  an  seiner  Stelle  das  Morgengebet leitete, wurde erschlagen.  Auch dieser Mörder wurde ergriffen und hingerichtet. ibn Muldscham hatte sich mit zwei anderen Hawaridsch während der ganzen Nacht in der Hauptmoschee von Kufa versteckt. Wie üblich kam 'Allii am Freitagmorgen zur Moschee. Er ging um die Moschee, um den Leuten zu sagen, dass sie sich zum Gebet fertig machen sollten. Da sprang plötzlich einer von ibn Muldschams Mitverschwörern auf ihn zu, schlug mit dem Schwert auf ihn ein und verwundete ihn am Kopf. 'Allii stürzte zu Boden, und jetzt fiel ibn Muldscham über ihn her und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf - Blut strömte hervor, und 'Allii's Bart färbte sich dunkelrot. "Haltet meinen Mörder!" schrie 'Allii den Umstehenden zu, die vor Entsetzen wie gelähmt waren, und ibn Muldscham und seine Helfer wurden überwältigt. Schwer verwundet wurde 'Allii nach Hause getragen. Dann ließ er seinen Mörder zu sich bringen und sagte: "Tötet ihn, wenn ich sterbe, aber wenn ich am Leben bleibe, will ich selbst mit ihm abrechnen, sobald ich dazu in der Lage bin." Im Laufe des Tages wurde 'Allii jedoch klar, dass keine Hoffnung mehr für ihn bestand. Er ließ seine Söhne rufen und gab ihnen den Rat, gut zu sein und dem Islam zu dienen. "Sollen wir nach dir Hasan die Treue geloben?" fragte irgendeiner.

'Allii antwortete:

"Ich sage euch nicht, dass ihr es tun sollt, noch verbiete ich es euch. Tut, was ihr für richtig haltet."

Der sterbende 'Allii ließ seine geliebten Söhne Hasan und Husain an sein Bett herantreten und sagte: "Dies ist mein Vermächtnis: Fürchtet Allah und strebt nicht nach weltlichen Dingen. Sehnt euch nicht nach Unerreichbarem. Seid immer wahrhaftig, barmherzig und hilfreich. Helft den Unterdrückten und haltet die Hand des Gewalttäters zurück. Folgt den Geboten des Qur'an, ohne euch darum zu kümmern, was andere sagen."

Am gleichen Abend verschied 'Allii, möge Allah an ihm Wohlgefallen haben, der vierte rechtgeleitete Halif des Islam. Er war 63 Jahre alt geworden. In den letzten Augenblicken wiederholte er ständig folgende Ajachs des Qur'an aus Sura 99, Ajach 7 und 8:

"Wer also Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen, und wer Schlechtes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen."  

 

 

Die fünf Jahre von 'Alliis Regierung

'Allii (r) war vier Jahre und neun Monate lang Amirul Mu'minin. Diese ganze Zeit war durch große Unruhen gekennzeichnet. Zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte 'Alliis Schwert den Islam stark gemacht, aber während seines eigenen islamischen Reichs mussten durch das gleiche Schwert Muslime sterben. Nichts war 'Allii mehr zuwider als dies. Er verabscheute von ganzem Herzen, was er tun musste. Dadurch wurde er zu einem anderen Menschen, als er von Natur aus war und sein wollte.

Ein großes Unglück für 'Allii waren die Männer, die sich in seine Umgebung gedrängt hatten. Es waren diejenigen, die sich aktiv gegen 'Usmaan betätigt hatten. Sie hatten sich durch Gesetzlosigkeit des betagten 'Usmaans entledigt, und niemals wieder konnten sie ganz gesetzestreu werden. Nach der Ermordung 'Usmaans hatten sie den Amirul Mu'minin, den sie wollten, und nun sollte er sich ihren Launen fügen. Sie verlangten von ihm, dass er ihre Befehle ausführe, und 'Allii musste sich in diese Notlage fügen. Vielleicht wäre dadurch nicht so viel Leid entstanden, aber zu seinem Unglück sprachen sie nicht mit einer Stimme, sondern zogen ihn in die verschiedensten Richtungen. Das führte zu Untätigkeit, Unruhe und schließlich zu raschem Niedergang.

'Alliis Widersacher Mu'awija war ein ungewöhnlich fähiger Mann, dazu kam sein großer Ehrgeiz. Er ging sein Ziel mit erstaunlich taktischem und diplomatischem Geschick an, und mit diesen ausgeklügelten Waffen konnte er 'Allii leicht besiegen.

'Allii ist ohne Zweifel einer der größten Söhne des Islam; sehr wenige Sahaba gleichen  ihm in seiner  engen Verbundenheit mit dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und diese Nähe gab ihm wunderbare Eigenschaften des Geistes und des Herzens. Mit diesen verband er eine unerreichte Größe an Mut und Kraft. Wenn man dies in die Waagschale wirft, lässt sich Mu'awija nicht mit ihm vergleichen.

'Allii beherrschte die arabische Sprache auf wunderbare Weise in Wort und Schrift. Auf dem Schlachtfeld war er der Schrecken des Feindes. Er hatte ein tiefes Begriffsverständnis für den Qur'an. In schwierigen Fällen wandten sich Abu Bakr und 'Umar oft an ihn um Rat.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ein Mann mit solch hervorragenden Eigenschaften keinen Erfolg als Herrscher über Menschen hatte. Denn sein Leben war in einen tragischen Moment der Geschichte verstrickt. Er musste einer Politik zustimmen, von der er wusste, dass sie selbst zerstörerisch war. 'Allii (r) hätte sicher mehr Erfolg gehabt, wenn er in einer weniger verwirrten Zeit zur Macht gekommen wäre.

Mit 'Alliis Tod wurde das ruhmreichste Kapitel in der Geschichte des Islam beendet. Er war der letzte der "Rechtgeleiteten" Amirul Mu'minin. Die große islamische Tradition, politische Macht mit selbst auferlegter Bedürfnislosigkeit und selbstlosem Dienen zu vereinen, verschwand mit ihm. 'Allii (r) war der letzte Amirul Mu'minin, der sein Amt tatsächlich so ausübte, wie es dem islamischen Geist der Gleichheit entspricht.

 

Hadise über 'Allii ibn Abu TAlib

Ibrahim Ibn Sa'd berichtete von seinem Vater, dass dieser sagte: Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte zu 'Allii: »Bist du damit zufrieden, dass du mir gegenüber die Stellung einnimmst, die einst Haruun gegenüber Musa einnahm?"

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