"Niemand ist ein besserer Gefährte für mich gewesen, als Abu Bakr", sagte der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, in seiner letzten Predigt.
Wirklich ein großes Lob! Abu Bakr hatte es verdient. Sein
ganzes Leben lang stand er auf der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er sorgte sich weder um sein eigenes Leben noch um seinen eigenen Besitz. Es kümmerte ihn nicht, was andere über ihn sagten.
Sein einziges Anliegen war, dem Gesandten Allahs
,
Allahs Segen und Friede auf ihm, mehr als sonst jemandem beizustehen. Dieses Ziel erreichte er. Abu Bakr wurde dafür voll belohnt. Allahs Gesandter , Allahs Segen und Friede auf ihm, war mit ihm sehr zufrieden. Er räumte ihm den ersten Platz unter seinen Sahaba ein. Abu Bakr sollte der erste Mann sein, nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, dessen Botschaft zu erfüllen. Er sollte auch in ewiger Ruhe an seiner Seite liegen

 

Abu Bakrs Jugend

Dem Propheten Muchammad nahe

Abu Bakr riskiert sein Leben

Sklavenbefreiung

Auswanderung nach Abessinien

Der Titel "As-Siddiq"

Auswanderung nach Medina

Beteiligung an Kämpfen

Abu Bakr vertritt den Propheten Muchammad

Abu Bakr wird Amirul Mu'minin

Abu Bakrs Wahl

Die erste Ansprache

Allii verzögert seinen Treueschwur

Usamas Feldzug nach Syrien

Kampf gegen Schwindler und Abtrünnige

Entschlossene Tat

Krieg gegen die Schwindler

Tulaiha

Malik ibn Nuwaira

Musailima, der Lügner

Al-Aswad Al-'Ansi

Al-Bachrain

Krieg mit Persien

Halid ibn Al-Walid

Allahs Schwert

Ein guter Verwalter

Liebe zu Allah

Härte gegen den Feind

Krieg gegen Byzanz

Goldene Regeln für die Kriegsführung

Vereinigung der vier Heeresabteilungen

Die Schlacht am Al-Jarmuk

Neuordnung des Heeres

Kampf bis zum Tod

Niederlage des Feindes

Mut der Frauen

Zwei große Märtyrer

Selbstlosigkeit Halids

Abu Bakrs letzte Krankheit

'Umars Ernennung

Abu Bakrs Tod

Die zwei Jahre von Abu Bakrs Staat

Hadise über Abu Bakr As-Siddiq

 

 

Abu Bakrs Jugend

Abu Bakr war zwei Jahre jünger als der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Friede auf ihm. Seine Eltern nannten ihn '"Abdul- Kaaba", was "Diener der Kaaba" bedeutet. Als er Muslim wurde, änderte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,  diesen heidnischen Namen in '"Abdullah (=Diener Allahs) um. Da er sich bereits in früher Jugend zum Islam bekannte, bekam er den Beinamen "Abu Bakr", der eine solche Bedeutung wiedergibt. Unter diesem Namen ist er bekannt geworden; und auch heute noch kennt ihn die Welt als "Abu Bakr".

Der Name seines Vaters war 'Usman; er war jedoch bekannt als "Abu Quhafa". Abu Bakrs Mutter war Salma; sie war auch unter dem Namen "Ummi Heyr" (= Mutter der guten Dinge) bekannt. Abu Bakr gehörte einem Zweig des Stammes der Quraisch an.

Von früher Jugend an galt Abu Bakr als gutmütig und aufrichtig. Er war ehrlich und wahrheitsliebend und kam aus einer edlen Familie. Diese Eigenschaften verschafften ihm großes Ansehen. Durch seine guten Charaktereigenschaften gewann er auch die Freundschaft des jungen Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm. Beide wurden schon in früher Jugend treue Freunde. Diese Freundschaft hielt ein Leben lang und machte Geschichte. Nachdem Abu Bakr herangewachsen war, wurde er ein reicher Kaufmann. Doch benutzte er seinen Reichtum, um den Armen zu helfen. Er war sehr gutherzig. Wenn er jemanden in Schwierigkeiten sah, wurde sein Herz weich, und er half ihm nach Kräften. Wenn sein Geld Leid abschaffen konnte, sah er nicht darauf, wieviel er ausgab.
Einmal gab er von seinem
Gesamtvermögen von 40.000 Dirham 35.000 ab. In seinen Geschäften war er so ehrlich, dass die Leute ihm ihr Geld zur Aufbewahrung überließen. Vor allem hatte Abu Bakr ein aufrichtiges Herz und einen festen Willen. Nichts konnte ihn davon abhalten, etwas zu tun, was er für richtig hielt.

Diese wertvollen Eigenschaften sollten bald dem höchsten Ziel dienen, das die Welt kennt. Abu Bakr (r) sollte die stärkste Stütze des Retters der Menschheit werden. Er sollte Arabien und dadurch die Welt nach dem Tod des Gesandten Allahs
, Allahs Segen und Friede auf ihm,  für den Islam sicher

 

Dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, nahe

Abu Bakr war dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, immer sehr nahe. Er kannte ihn besser als jeder andere und wusste, wie ehrlich und aufrecht sein Freund immer gewesen war. Er war der erste Mann, der den Islam annahm. Nach der ersten Offenbarung teilte ihm der Prophet mit, was in der Höhle des Bergs Hira' geschehen war. Er sagte ihm, dass Allah (t) ihn zu Seinem Gesandten gemacht habe. Abu Bakr dachte nicht lange nach und wurde sofort Muslim.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte einmal selbst: "Ich rief die Menschen zum Islam auf. Jeder dachte darüber nach, mindestens eine Weile. Bei Abu Bakr war dies jedoch nicht der Fall. Er nahm den Islam ohne jedes Zögern im gleichen Augenblick an, als ich ihn ihm eröffnete."

Abu Bakr tat noch mehr. Sobald er Muslim geworden war, begann er, anderen den Islam zu predigen. Er hatte viele Freunde. Sie wussten, dass Abu Bakr aufrichtig und wahrheitsliebend war und niemals eine schlechte Sache unterstützen würde. Er rief sie zum Islam auf, und sie wurden Muslime. Unter ihnen waren Männer wie 'Usman, Subair, Talha, 'Abdur- Rahman Ibn 'Auf und Sa'd Ibn Abu Waqqas.

Diese Männer wurden später bedeutende Kräfte für den Islam. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. suchte Abu Bakrs Haus täglich auf. Dann saßen die beiden zusammen und besprachen Möglichkeiten, den Islam zu verbreiten. Miteinander gingen sie zu den Treffpunkten der Menschen und verkündeten die Botschaft Allahs. Abu Bakr begleitete den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, dabei auf Schritt und Tritt.

Die Botschaft des Islam verärgerte die Mekkaner über alle Maßen; denn sie verehrten Götzenbilder. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, kritisierte öffentlich diese Abbilder. Er erklärte, dass sie weder Gutes noch Böses bewirken können.

Unter den Anführern von Mekka war einer, Abu Dschehil, der der größte Feind des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wurde. Er trachtete immer danach, ihn zu verletzen oder zu töten. Abu Bakr behielt diesen Mann im Auge, da er dem Islam großen Schaden zufügen könnte. Eines Tages betete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, in der Kaaba.

Er war völlig versunken in Gedanken an Allah (t). Abu Dschehil und einige andere Anführer von Mekka saßen im Vorhof der Kaaba.
Heute muss ich Muhammad erledigen "- sagte Abu Dschehil Er nahm einen langen Stoffstreifen und legte ihn um den Hals des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm; dann zog er ihn zusammen.
Er war im Begriff, den Gesandten Allahs , Allahs Segen und Friede auf ihm,zu erdrosseln. Die anderen Anführer sahen ihm zu und lachten.
Abu Bakr sah dies zufällig aus einiger Entfernung. Er sprang dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, sofort zu Hilfe. Er stieß Abu Dschehil zur Seite und riss das Tuch vom Hals des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Darauf stürzten sich Abu Dschehil und die anderen nun auf Abu Bakr. Sie schlugen ihn so arg, dass er bewusstlos niederfiel. Man trug ihn heim, und erst nach einigen Stunden erlangte er das Bewusstsein wieder. Als er wieder zu sich kam, war seine erste Frage:
"Ist der Gesandte Allahs unverletzt?"
Seine eigenen Schmerzen beachtete er nicht. Er war froh darüber, dass es ihm gelungen war, das Leben des Propheten
, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu retten. Abu Bakr war sich darüber im klaren, dass die einzige Hoffnung der Menschheit dahin sein würde, wenn dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ein Leid zustoßen würde. Dieser Gedanke ließ ihn alles für die Sicherheit des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und die Ausbreitung seiner Botschaft tun.

 

Sklavenbefreiung

Von Jahr zu Jahr setzten die Mekkaner den Muslimen mehr und mehr zu und machten ihnen das Leben schwer. Muslimische Sklaven, die keine muslimischen Herren hatten, mussten am meisten leiden. Sie konnten weder ihren grausamen Herren davonlaufen, noch wollten sie ihre Religion aufgeben. Die herzlosen Herren versuchten alle Arten von Foltern, damit sie den Islam verleugneten. Sie legten sie nackt auf brennendheißen Sand und beschwerten ihnen dann die Brust mit großen Steinen. Die armen Sklaven ertrugen das alles ruhig. Für sie gab es kein Entkommen; der Tod war der letzte Ausweg.

Abu Bakrs Reichtum war für viele muslimische Sklaven die Rettung. Er kaufte sie ihren unmenschlichen Herren ab und gab ihnen die Freiheit. Bilal,  war einer dieser Sklaven. Er war Sklave von Umayja ibn Halaf. Umayja war ein herzloser Mann. Er ließ Bilal entkleiden, zur Mittagszeit auf den heißen Sand legen und gnadenlos auspeitschen. Trotz dieser Tortur hörte Bilal nicht auf zu rufen: "Achadun achad, Achadun achad!
(Allah ist der Einzige, Allah ist
der Einzige!)"

Als Abu Bakr eines Tages vorbeikam und dies sah, war er von diesem Anblick heftig bewegt. Warum   bist  du   so  grausam   gegen  diesen   hilflosen Menschen?" fragte er Umayja. "Warum kaufst du ihn nicht, wenn du Mitleid mit ihm hast?" erwiderte Umayja. Da kaufte Abu Bakr Bilal zu einem hohen Preis und gab ihm die Freiheit. Später wurde Bilal (r) der bekannte Gebetsrufer der Propheten-Moschee in Medina. 

 

Auswanderung nach Abessinien

 Als das Leben für die Muslime in Mekka zu schwer wurde, dachten sie daran, in ein anderes Land zu gehen. Mit der Genehmigung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wanderte ein Teil von ihnen nach Abessinien aus. Dort lebten sie in Frieden, und viele Muslime folgten ihnen.

Als einer der ersten Anhänger des Islam zog sich Abu Bakr den besonderen Zorn und Hass der Oberen von Mekka zu. Unter dem starken Druck, dem er sich bald ausgesetzt fühlte, bat er den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, um die Erlaubnis, nach Abessinien gehen zu dürfen.

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, erteilte ihm die Genehmigung, und er trat seine Reise an. Unterwegs traf er ibn ud Darna, das Oberhaupt des Stammes der Qara "Wohin geht die Reise?" fragte er. "Das Volk von Mekka hat mich vertrieben", antwortete Abu Bakr, "ich gehe nach Abessinien. Dort werde ich in der Lagesein, dem Allmächtigen Allah auf die Weise zu dienen, wie ich es möchte."

"Einen Mann wie dich sollte man nicht vertreiben", sagte ibn ud Darna, "du hilfst den Armen, du bist gütig zu denen, die in Nöten sind, du bist liebenswürdig zu deinen Gästen. Ich will dich auf meine eigene Verantwortung nach Mekka zurückbringen."

Bald predigte er den Islam so öffentlich wie zuvor. Die Mekkaner beklagten sich bei Ibn ud Darna. Dieser bat Abu Bakr, seine Lage nicht zu erschweren. Darauf antwortete Abu Bakr (r): "Ich brauche deinen Schutz nicht. Allah schützt mich.

 

Der Titel "As- Siddiq"

Im zehnten Jahr seiner Botschaft erlebte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das wunderbare Ereignis des "Isra' und Miradsch". Der Engel Dschibril  kam eines Nachts mit der Aufforderung Allahs des Allmächtigen, der unternahm zunächst die Reise von Mekka nach Jerusalem in einer einzigen Nacht; dann stieg er von dort mit Dschibril in den Himmel empor.
Am nächsten Morgen berichtete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, dem Volk nur über seinen Besuch in Jerusalem. Das zog ihm den Hohn seiner Feinde zu. "Hört nur", schrieen sie, "was für einen Unsinn er schwatzt! Jetzt werden wohl auch seine Anhänger über ihn lachen. Wer glaubt schon an einen solchen Mittsommernachtstraum?" Das Gerede hielt noch an, als Abu Bakr (r) erschien. "Weißt du auch, Abu Bakr, welche Neuigkeiten dein Freund heute morgen für dich hat?" fragte einer der Männer. "Er sagte, er sei letzte Nacht in Jerusalem gewesen. Glaubst du das?"
"Ich werde an alles den Iman verinnerlichen, was der Gesandte Allahs sagt", entgegnete Abu Bakr. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, dies erfuhr, sagte er gleich: "Abu Bakr ist ein Siddiq.
Ein "Siddiq" ist ein Mann so aufrichtigen Herzens, dass niemals ein Zweifel seine Liebe beeinträchtigen kann. Abu Bakr (r) bekam diesen Titel, weil sein Iman zu fest war, um durch irgend etwas erschüttert zu werden.

 

Auswanderung nach Medina

Da die Mekkaner die Absicht zeigten, das Licht des Islam ein für allemal auszulöschen, befahl Allah dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, nach Medina zu ziehen.
In der brennenden Hitze der Mittagssonne klopfte es an Abu Bakrs Tür. Als er öffnete, stand draußen der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, dies erfuhr. "Ich muss heute Nacht nach Medina reisen", sagte er. "Erlaubst du, dass ich mit dir gehe?" fragte Abu Bakr begierig. "Natürlich", war die Antwort, "mache alles fertig für die Reise."
Abu Bakr (r) war außer sich vor Freude. "Schon seit Monaten habe ich auf diesen Tag gewartet", rief er aus.
"Ich habe zwei Kamele bereitgestellt, die uns nach Medina bringen sollen."

Alle Vorbereitungen für diese historische Reise wurden von Abu Bakr (r) getroffen. Drei Tage lang lagen er und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. versteckt in der Höhle des Berges Saur.
Abu Bakrs Diener kümmerte sich täglich um die Ziegenherden in der Nähe der Höhle und versorgte die beiden Männer mit frischer Milch.
Abu Bakrs Sohn ' Abdullah brachte Neuigkeiten über die Mekkaner; denn diese suchten den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie versessene Jagdhunde.
Einmal kamen sie vor den Eingang der Höhle. Abu Bakr wurde bleich vor Schreck. Er fürchtete nicht für sich, sondern für den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
Dieser blieb jedoch vollkommen ruhig. "Fürchte dich nicht", sagte er zu Abu Bakr, "Allah ist gewiss mit uns."

Abu Bakr hatte die Ehre, die schwierigsten Tage im Leben des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, mit ihm zu teilen.
Er war sich sehr wohl bewusst, was diese Ehre bedeutete. Und er rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen voll und ganz.

 

Beteiligung an Kämpfen

Abu Bakr nahm an allen Kämpfen teil, die der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu bestehen hatte. Sein Leben lang schlug er sich tapfer unter dem Banner des Islam. Bei Uhud und Hunain zeigten einige Männer Schwäche. Sie vergaßen, ihre Pflicht zu tun. Aber Abu Bakrs Iman schwankte niemals. Er stand immer wie ein Fels an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.

In Badr kämpfte einer von Abu Bakrs Söhnen, der den Islam noch nicht angenommen hatte, auf der Seite der Makkaner. Als er später Muslim geworden war, sagte er eines Tages: "Vater, bei Badr war dein Leben zweimal in meiner Hand. Aber meine Liebe zu dir hielt mein Schwert zurück."

"Mein Sohn", bemerkte Abu Bakr, "wenn ich eine solche Gelegenheit auch nur einmal gehabt hätte, wärst du nicht mehr."

Bei den Friedensgesprächen in Al- Hudaibija saß Abu Bakr an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Während der Verhandlung zupfte der Sprecher der Quraisch wie es in Arabien üblich war, wenn man jemanden ärgern wollte - immer wieder den Bart des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Das war für Abu Bakr schließlich zuviel. Er zog sein Schwert und sah den Mann zornig an. "Wenn diese Hand den Bart des Propheten noch einmal berührt", warnte er, "werde ich verhindern, dass du sie zurückziehst!"
Dies setzte die Unterhändler von Mekka in Erstaunen.

"Was für ein Wandel in Abu Bakr!" flüsterten sie sich zu. "Er ist als weichherzig bekannt. Wie hart und fest ist er jetzt geworden! Er ist nicht mehr derselbe Abu Bakr."

Der Feldzug nach Tabuk war die letzte Unternehmung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Sie sollte ein großer Erfolg werden. Er bat die Leute, dabei zu helfen, so gut sie konnten. Diesmal übertraf Abu Bakr (r) alles bisher Geleistete: Er nahm all sein Hab und Gut und häufte es vor die Füße des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. "Hast du auch etwas für deine Frau und deine Kinder zurückbehalten?“ fragte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm..

"Allah und Sein Gesandter genügen ihnen", entgegnete Abu Bakr ruhig.

Die Umstehenden waren verblüfft. Es war unmöglich, Abu Bakr im Dienst für den Islam zu übertreffen. Dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gefiel diese Antwort, und er machte Abu Bakr zum Bannerträger des Feldzuges. Abu Bakrs Anhänglichkeit an den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und seine grenzenlose Ergebenheit in den Willen Allahs verschafften ihm allgemeine Achtung. Er war nicht nur der erste Mann, der den Islam angenommen hatte, sondern auch die beste Stütze des Islam unter den Muslimen.

 

Abu Bakr vertritt den Propheten Muchammad

Mekka fiel im 8. Jahre n.H. Die Kaaba befand sich jetzt erstmals in den Händen der Muslime; sie musste von allen Spuren des Götzendienstes und alberner Übungen heidnischer Tage gereinigt werden. Denn bis dahin hatten heidnische Araber in der Zeit der Hadsch absurde Dinge getan. Sie gingen nackt um das Haus Allahs und taten viele andere närrische und unreine Dinge. All dies musste aufhören. Der erste Hadsch der Muslime fiel in das 9. Jahr n.H. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, war in Medina sehr beschäftigt, um den Hadsch selbst zu leiten. So sandte er Abu Bakr als seinen Stellvertreter, der alles für ihn erledigen sollte. Mit ihm wurde auch 'Allii gesandt. Abu Bakr las die  Hutba (Predigt) des Hadsch. Dann stand 'Allii auf und las der Gemeinde die Befehle Allahs vor, die die Götzenanbeter betrafen; von diesem Jahr an war es ihnen verboten, die Kaaba zu betreten.

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, leitete gewöhnlich selbst die gemeinsamen Gebete in seiner Moschee in Medina. Es waren ungewöhnlich schöne Gebete. Während seiner letzten Krankheit konnte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, aber die Gebete nicht mehr selbst leiten. Er war zu schwach geworden, um in die Moschee zu gehen. Er musste jemanden ernennen, der seinen Platz einnahm. Diese Ehre fiel Abu Bakr zu. 'Ayscha (r), die Tochter Abu Bakrs und eine Frau des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, meinte, dass diese Bürde für ihren weichherzigen Vater zu schwer sei. Sie bat den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ihren Vater von dieser Pflicht zu entbinden. Aber der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, blieb bei seiner Entscheidung.

So kam Abu Bakr (r) zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zur höchsten Würde des Islam. Als Abu Bakr eines Tages geschäftlich unterwegs war, leitete 'Umar (r) in seiner Abwesenheit das gemeinsame Gebet. "Das ist nicht Abu Bakrs Stimme", sagte der leidende Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, "Niemand außer ihm sollte die Gebete vorsprechen." Denn Abu Bakr war die am meisten geeignete Person für dieses hohe Amt.

Am letzten Tage seines Lebens besserte sich der Zustand des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, für kurze Zeit. Es war früh am Morgen. Abu Bakr leitete das Gebet in der Moschee. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hob den Vorhang vor seiner Tür und richtete den Blick auf die Betenden. Sie waren unter Abu Bakrs Leitung im Gebet vertieft. Ein Lächeln erleuchtete das blasse Gesicht des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er ließ den Vorhang fallen, als seine schwache Hand ihn nicht mehr halten konnte. Aber er war glücklich bei dem Gedanken, dass er den besten Mann zu seinem Stellvertreter bestimmt hatte.

 

Abu Bakr wird Amirul Mu'minin

Ein kritischer Augenblick

Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, nahm einen einmaligen Platz in den Herzen der Menschen ein. Er bedeutete ihnen alles. Aus sich bekämpfenden, unwissenden Kafir hatte er ein friedvolles, mutaqi Volk gemacht. Sie waren "tot", wie es im Qur'an heißt, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte sie "zum Leben erweckt". So sahen sie mit Recht in diesem Sinne auf ihn als den Spender des Lebens. Das Leben ohne ihn erschien ihnen leer.

Die Nachricht vom Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war ein niederschmetternder Schock für jeden. Wie konnte das sein? Alle wussten, dass er einige Tage krank gewesen war. Aber sein Tod war unvorstellbar. Das durfte einfach nicht wahr sein! Eine riesige Menge versammelte sich in der Moschee. Niemand wusste, was man tun sollte. Es herrschte äußerste Verwirrung. 'Umar (r) war so übermannt von seinem Schmerz, dass er sein Schwert zog und erklärte:

"Wenn jemand sagt, der Gesandte Allahs sei tot, werde ich ihm den Kopf abschlagen !"
 In diesem Augenblick betrat Abu Bakr (r) die Moschee. Am frühen Morgen hatte er sich einige Meilen von Medina entfernt, weil es dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, besser gegangen war. Aber als er zurückkam, hörte er die traurige Nachricht. Er stellte sich in einer Ecke des Hofes auf und rief die Menschen zu sich. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Da begann er seine berühmte Ansprache:
 

"O ihr Menschen! Falls einer von euch Muhammad verehrt hat, so soll er wissen, dass Muhammad tot ist; aber wer Allah angebetet hat, der soll wissen, dass Allah lebt und unsterblich ist. Lasst uns alle die Worte des Qur'an ins Gedächtnis zurückrufen, die heißen: »Und Muhammad ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder getötet wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf seinen Fersen umkehrt - nimmer schadet er Allah etwas; aber Allah wird wahrlich die Dankbaren belohnen.«"

(Surach 3:144).


Diese Worte Abu Bakrs wirkten Wunder. Im Nu war die Verwirrung verschwunden. Die Worte des Qur'an fegten alle Zweifel aus den Gedanken der Menschen hinweg. Sie waren bereit, den Tatsachen ins Auge zu sehen.

 

Abu Bakrs Wahl

Die erste Aufgabe war die Wahl eines neuen Führers. Der Staat musste ein Oberhaupt haben, sonst konnte es nicht weitergehen. Die Sache war zu dringend, um aufgeschoben zu werden. Ein Aufschub hätte Unordnung bedeutet und alles zunichte gemacht, was der Gesandte Allahs geschaffen hatte. Allahs Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, war gestorben, aber der Islam und sein Staat mussten weiterleben. Die beiden großen Gruppen der Muslime waren die Muhadschirs und die Ansar. Die Ansar sammelten sich in Taqifat Banu Saida, ihrem Treffpunkt nahe beim Hause des Sa'd ibn 'Ubada. Das Gespräch drehte sich natürlich um die Wahl des KAlliifen. Sa'd, der Führer der Ansar, stand auf und sagte, dass der Amirrul Mu`minun aus ihren Reihen stammen müsse. Viele Stimmen stimmten ihm bei. Ein Mann jedoch stand auf und fragte:

"Aber was ist mit den Muhadschirs? Sie haben vielleicht einen größeren Anspruch."

"Dann sollen es eben zwei Amirrul Mu´minun sein", schlug einer vor, "einer von den Ansar und einer von den Muhadschirs." Jemand erzählte Abu Bakr (r), was bei dieser Zusammenkunft gesprochen worden war. Er erkannte die Notwendigkeit, schnell zu handeln, um eine neue Verwirrung zu verhindern. Daher ging er mit einer Gruppe von Muslimen nach Taqifat Banu  Saida. Er wandte sich mit folgenden Worten an die Versammelten:

"Beide, Muhadchirs und Ansar, haben große Verdienste um den Islam erworben. Aber die Muhadschirs waren als erste zum Islam gekommen. Sie waren immer sehr eng mit dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, verbunden. Daher, Leute der Ansar, lasst den Amirrul Mu ´minun aus ihrer Reihe sein!" Darauf erwiderte ein Mann aus dem Stamm Al- Hasradsch: "Wenn du keinen Amirrul Mu ´minun aus unserer Mitte willst, dann lass es doch zwei Amirrul Mu`minun geben, einen Ansari, und einen Muhadschirs."

"So geht es nicht", sagte Abu 'Ubaida Ibn Al- Dscharrah, "Ansar, ihr seid diejenigen, die den Islam stark gemacht haben. Jetzt tut nichts, was eure Arbeit zunichte machen könnte!" Als er das hörte, stand ein anderer Mann aus dem Stamm Al- Hasradsch auf und sagte:

"O Ansar! Was wir auch für den Islam getan haben, geschah zu Ehren Allahs und Seines Gesandten, Allahs Segen und Friede auf ihm,. Wir taten es nicht, um damit irgend jemand zu verpflichten. Es sollte kein Vorwand sein, um ein Amt zu erlangen. Hört, der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, gehörte zum Stamm der Quraisch. Die Quraisch haben ein größeres Recht, seinen Platz einzunehmen. Bei Allah, ich halte es nicht für richtig, mit ihnen darüber zu streiten. Fürchtet Allah und widersprecht ihnen nicht!"
 Diese Rede eines Mannes aus ihrer Mitte brachte die Ansar
zum Schweigen. Sie stimmten zu, dass ein Muhadschir Amirrul Mu ´minun werden sollte.

Abu Bakr sagte:

"Freunde, ich denke, entweder 'Umar oder Abu 'Ubaida sollte Amirrul Mu ´minun werden. Wählt einen von den beiden! "

Als sie das hörten, sprangen 'Umar und Abu 'Ubaida auf und riefen:

"O Siddiq, wie kann das sein? Wie kann ein anderer dieses Amt ausüben, solange du unter uns bist? Du bist der erste Anwärter unter den Muhadschirs. Du warst der Gefährte des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, in der Höhle des Berges Taur. Du leitetest die gemeinsamen Gebete an seiner Stelle während seiner letzten Krankheit. Das Gebet steht an erster Stelle im Islam. Mit all diesen hervorragenden Voraussetzungen bist du die am besten geeignete Person als Nachfolger des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,. Strecke deine Hand aus, dass wir dir die Bai'a ( Huldigung und Annerkennung) geloben können."

Aber Abu Bakr streckte seine Hand nicht aus. 'Umar sah, dass dieses Zögern alle Fragen erneut aufrollen würde. Das hätte leicht neue Schwierigkeiten schaffen können. So ergriff er selbst Abu Bakrs Hand und gelobte ihm seine Bai'a. Andere folgten seinem Beispiel, und dann strömten von allen Seiten die Männer herbei, um dem Nachfolger des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ihre Bai'a zu bekunden. So wurde Abu Bakr (r) KAlliif mit allgemeiner Zustimmung der islamischen Gemeinde.

 

Die erste Ansprache

Am folgenden Tag ging Abu Bakr (r) in die Propheten-Moschee. Hier legte das Volk die Bai'a ab. Danach bestieg Abu Bakr das Podest als Amirul Mu´minin des Islam und sprach zur versammelten Menge:

"O ihr Menschen! Ich bin zu eurem Führer gewählt worden, obgleich ich nicht besser bin als irgendeiner von euch. Wenn ich etwas Gutes tue, gebt mir eure Unterstützung! Tue ich etwas Falsches, dann macht mich darauf aufmerksam! Hört, Wahrheit ist Ehrlichkeit, und Unwahrheit ist Unehrlichkeit. Die Schwachen unter euch sind in meinen Augen so lange mächtig, bis ich ihnen das gegeben habe, was ihnen zusteht, wie Allah es will. Die Mächtigen unter euch dagegen sind so lange schwach in meinen Augen, bis ich ihnen das genommen habe, was den anderen zusteht, wie Allah es will. Ich sage euch, wenn die Menschen aufhören, den Willen Allahs zu erfüllen, lässt Allah sie in Ungnade fallen. Wenn die Menschen zu Übeltätern werden, schickt Allah Unglück über sie. Merkt euch, ihr müsst mir so lange gehorchen, wie ich Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gehorche. Wenn ich Allah und Seinem Gesandten , Allahs Segen und Friede auf ihm, nicht gehorche, braucht ihr mir auch nicht zu gehorchen!"  

 

Allii verzögert seinen Treueschwur

Allii und einige seiner Verwandten hatten wegen einer Meinungsverschiedenheit mit der Wahl zum Amirul Mu´mini die Bai'a sechs Monate hinausgezögert. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte nämlich einige Ländereien in Medina und Haibar, worauf seine Tochter Fatima (r) und sein Onkel Al-'Abbas Anspruch erhoben. Aber Abu Bakr wies diesen Anspruch zurück im Hinblick darauf, was der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, selbst gesagt hatte: "Wir Propheten können nicht beerbt werden. Alles, was wir hinterlassen, ist öffentliches Eigentum."

Fatima (r) wusste nichts von diesem Ausspruch ihres Vaters. Sie war der Meinung, dass ihr Anspruch völlig zu Recht bestand. Sie und ihr Gatte Allii waren deshalb etwas verbittert. Heuchler waren schnell bereit, das Missverständnis aufzubauschen.

Abu Bakr und Allii waren beide uneigennützig. Fatima war krank, und Abu Bakr ging zu ihr und klärte das Missverständnis persönlich auf. Nachdem Fatima kurz darauf gestorben war, suchte Allii Abu Bakr auf und sagte:
O Siddiq, wir erkennen deine Überlegenheit an. Wir neiden dir nicht die Stellung, die dir Allah gegeben hat. Aber als Verwandte des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, waren wir doch der Meinung, dass der islamische Staat uns zustehe.
Wir glaubten, du hättest uns dieses Recht genommen“

Diese Worte rührten Abu Bakr zu Tränen und er sagte: "Bei Allah! Die Verwandten des Propheten
, Allahs Segen und Friede auf ihm,  sind mir teurer als meine eigenen Verwandten." Allii war mit dieser Versicherung zufrieden. Er ging in die Moschee und legte öffentlich den Treueschwur ab.

 

Usamas Feldzug nach Syrien

Einige Wochen vor seinem Tod hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, Usama zum Führer eines Feldzuges gegen Syrien ernannt. Usama sollte den Tod seines Vaters Said, des freigelassenen Dieners des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, , rächen. Said (r) war von den Syrern in der Schlacht von Mu'ta getötet worden. Während der Vorbereitung des Feldzuges wurde der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, ernstlich krank und starb. Dadurch verzögerte sich Usamas Aufbruch um einige Wochen. Sobald nachdem Abu Bakr Amirul Mu´minun geworden war, dachte er daran, den Feldzug durchzuführen.

Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, brachte einige Leute auf den Gedanken, dass mit seinem Ende auch das Ende des Islam gekommen sei. Viele Stämme waren erst vor kurzer Zeit in die Gemeinde des Islam aufgenommen worden. Doch waren sie keinesfalls fest im neuen Glauben.

Bei vielen von ihnen wurden Anzeichen bemerkt, dass sie aus der Gemeinschaft des Islam ausbrechen wollten. Abu Bakr sah sich in einer schwierigen Lage. Er musste die Befehle des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,  um jeden Preis ausführen und den vom Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,  geplanten Feldzug unternehmen. Einige der Sahabas meinten jedoch, dass es besser sei, diesen Gedanken in dieser Lage fallen zu lassen.

"Überall braut sich Unruhe zusammen", sagten sie. "Es sei unklug, Truppen in ein fremdes Land zu senden, wenn sie dringend im eigenen Land gebraucht würden." Aber Abu Bakr wollte nicht auf sie hören.
 "Wie kann ich die Flagge einziehen, die der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,  selbst entfaltet hat?" fragte er. "Es ist einfach undenkbar!" Dann wandten einige ein, dass Usama noch zu unerfahren sei er war noch keine 20 Jahre alt -, um den Feldzug zu führen. Es sei klüger, einem erfahreneren Mann das Kommando zu übertragen. Diese Bedenken erregten Abu Bakrs Zorn. "Welches Recht habe ich", fragte er, "einen Mann abzusetzen, der vom Gesandten Allahs
, Allahs Segen und Friede auf ihm,  ernannt worden ist?"
 So brach die Expedition unter Usama ungefähr drei Wochen nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Abu Bakr begleitete Usama ein Stück des Weges. Der jugendliche Befehlshaber war zu Pferde, während der Abu Bakr neben ihm zu Fuß ging. Usama sagte: "O Nachfolger des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, , nimm doch auch ein Pferd oder erlaube mir, abzusitzen!"

"Bei Allah ", entgegnete Abu Bakr, "ich stimme keinem der beiden Vorschläge zu. Was macht es schon, wenn meine Füße staubig werden, während ich einige Schritte auf Allahs Wegen schreite? Jeder Schritt auf Allahs Wegen wiegt so viel wie 700 gute Taten."

Auch 'Umar war unter Usamas Kommando. Aber Abu Bakr brauchte ihn in Medina als Berater. Deshalb bat er Usama um die Einwilligung, dass 'Umar in Medina bliebe. Usama war einverstanden.

Ehe sich Abu Bakr sich von Usama trennte, gab er ihm viele wertvolle Ratschläge, unter anderem:

"Sei nicht unehrlich! Täusche niemanden! Verstecke deine Kriegsbeute nicht! Verstümmele niemanden! Töte nicht Frauen, Alte und Kinder! Verbrenne keine Dattelpalmen! Schlage keine Obstbäume um! Schlachte eine Ziege, eine Kuh oder ein Kamel nur als Nahrung! Du wirst Menschen antreffen, die der Welt entsagt und sich in ein Kloster zurückgezogen haben; las sie in Frieden!"
 
Usamas Feldzug war sehr erfolgreich. Er fiel in die Grenzbezirke Syriens ein und kehrte nach 40 Tagen nach Medina zurück. Das Unternehmen brachte noch einen weiteren Erfolg. Es öffnete denen die Augen, die glaubten, dass der Islam am Ende sei. Sie erhielten den klaren Beweis
dafür, dass der Islam es mit den größten Mächten der damAlliigen Welt aufnehmen konnte. Dies beeindruckte die schwankenden Stämme. Einige von ihnen, die erst kürzlich vom Islam abgefallen waren, kehrten in seine Gemeinschaft zurück

 

Kampf gegen Schwindler und Abtrünnige

Die Schwindler

Bald geriet das Land in einen Bürgerkrieg. Die entlegenen Provinzen, wie Nadschd, waren die ersten, in denen Schwierigkeiten entstanden. Sie hatten den Islam angenommen, als ihnen der Anschluss an die Muslime die größte Sicherheit bot. Sie wussten nichts vom wahren Geist des Islam. Jahrhundertelang waren sie von keiner fremden Macht beherrscht worden. Sie waren es gewohnt, so frei zu sein wie der Wind, der über die Wüste weht. Der Islam legte ihnen Disziplin auf» und sie mussten nach seinen morAlliischen Gesetzen leben. Alkohol und Glücksspiel wie in den Tagen der "Dschahiliya" gab es nicht mehr. Der freie Geist der Wüste lehnte sich gegen diesen morAlliischen Zwang auf. Der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, schien ihnen eine günstige Gelegenheit zu sein: Jetzt war die Zeit gekommen, das vermeintliche Joch des Islam abzuschütteln. Besonders lästig war den Oberhäuptern dieser Stämme die Seka. Die Regierung von Medina nahm ihnen jedes Jahr 2,5 % ihres gesamten Besitzes. Gewiss wurde dieses Geld für die Armen ihres eigenen Stammes verwendet. Aber es wurde trotzdem als Belastung empfunden. Sie wollten Muslime bleiben, falls Medina die Seka abschaffen würde. Viele Stammesoberhäupter ließen Abu Bakr diese Entscheidung wissen.

Gleichzeitig tauchte eine noch ernstere Schwierigkeit auf. Menschen, die den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, weder persönlich gekannt noch genau über ihn Bescheid wussten, sahen in ihm nichts anderes als einen Herrscher. Die Schlaueren unter ihnen begannen, von einem ähnlichen "Aufstieg" zu träumen.

"Alles, was wir tun müssen", dachten sie bei sich, "ist, Prophet zu werden und ein Gefolge zu haben."

Auf diese Weise hofften sie, zu Macht und Ruhm zu gelangen. Mancher tüchtige Mann fiel diesem Wunschtraum zum Opfer, und schließlich tauchte eine Unmenge von Schwindlern in verschiedenen Teilen Arabiens auf. Alle behaupteten von sich, Propheten zu sein

 

Entschlossene Tat

Die Lage war ernst, und deshalb war äußerste Umsicht notwendig. Abu Bakr (r) rief seine Ratgeber zusammen, um ihre Ansichten zu hören. Viele befürworteten behutsames Vorgehen.

"Es ist nicht klug“, sagten sie, "den Kampf an allen Fronten zur gleichen Zeit aufzunehmen. Gehe im Augenblick nicht gegen die vor, die sich weigern, die Seka zu zahlen. Wir können uns mit ihnen noch befassen, wenn wir mit den Schwindlern fertig sind."

Aber Abu Bakr wollte nicht auf diesen Rat hören. "Bei Allah ", erklärte er, "selbst wenn einer nur ein Zicklein schuldig ist, muss er es hergeben, auch wenn er sich weigert.

Ich werde ihn deshalb bekämpfen Wenn andere mich dabei nicht unterstützen, werde ich es allein tun. Niemand ist befugt, ein Gebot Allahs abzuwandeln."

Die  Lage   war   wirklich   äußerst  schwierig.   Zu   den Verweigerern der Seka gehörten die Nachbarstämme der 'Abs und Dubyan, der Asad und Tay'. Sie wollten ein Zugeständnis von Abu Bakr erzwingen, ehe Usamas Streitmacht nach Medina zurückkäme. Sie sandten deshalb eine Abordnung   zu Abu Bakr mit  dem  Angebot,   in   der Gemeinschaft des Islam zu bleiben, wenn ihnen die Seka erlassen würde.

Wie zu erwarten war, wies Abu Bakr den Vorschlag entschieden zurück. Gleichzeitig veranlasste er die Verstärkung der Verteidigung Medinas; denn er erwartete einen hinterhältigen Angriff der aufrührerischen Stämme.
In der dritten Nacht kam der tückische Schlag. Aber Abu Bakr war darauf vorbereitet. Er schlug so heftig zurück, dass die Feinde Hals über Kopf flohen.

Einige Tage später kehrte Usama nach Medina zurück. Abu Bakr entschied nun, persönlich gegen die verräterischen Stämme in den Kampf zu ziehen. Das Volk bat ihn, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen. Aber Abu Bakr hörte nicht darauf. Er ließ Usama als seinen Stellvertreter in Medina zurück, führte ein Heer gegen Abs und Dubyan und besiegte diese Stämme endgültig. Ihre Weiden wurden dem Heer zur Nutzung überlassen.

Diese entschlossene Tat überzeugte manchen Schwankenden davon, dass es unmöglich ist, einen Teil des Islam anzunehmen und den anderen abzulehnen. Sie bestätigte, dass der Islam das ganze Leben als Einheit durchdringt. Und so wurden durch den unbesiegbaren Iman Abu Bakrs die Grundlagen des Islam gesichert.  

 

Krieg gegen die Schwindler

Nun war die Zeit gekommen, gegen die Schwindler vorzugehen. Usamas Heer war ausgeruht und bereit zu neuen Taten. Abu Bakr (r) ließ es etwa 12 Meilen auf den Weg zum Nadschd marschieren. Hier teilte er es in 11 Bataillone. Jede dieser Abteilungen wurde unter den Befehl eines erfahrenen Anführers gestellt und sollte gegen einzelne Schwindler vorgehen.

Vor Aufbruch dieser Streitmacht wurden die Schwindler und ihr Anhang gewarnt. Ihnen wurde Vergebung zugesichert, wenn sie zum Islam zurückkehrten. Abu Bakr gab folgende Anweisung an seine Befehlshaber:

"Ich verlange von den Soldaten des Islam, unter allen Umständen Allah zu fürchten und Seine Gebote einzuhalten. Sie sollen gegen diejenigen kämpfen, die vom Islam abgefallen und in die Fänge Satans geraten sind. Aber ehe sie ihr Schwert ergreifen, müssen sie die Botschaft des Islam verkünden. Wenn die Abtrünnigen sie annehmen, sollen die Soldaten sofort einhalten und die Waffen senken. Aber wenn die Botschaft zurückgewiesen wird, müssen sie angreifen und solange kämpfen, bis die Gegner ihren Kufr ablegen. Wenn die Abtrünnigen zum Islam zurückfinden, muss der Befehlshaber des muslimischen Heeres ihnen die Rechte und Pflichten im Islam erklären, man soll ihnen dann ihre Rechte geben und sie veranlassen, ihre Pflicht zu tun. Der Befehlshaber soll seine Männer von übereilten Handlungen und Untaten zurückhalten. Er soll vermeiden, dass sie blindlings in feindliche Siedlungen einfallen. Sie sollen mit der gebotenen Vorsicht eindringen, damit die Muslime keinen Verlust erleiden. Sowohl auf dem Marsch als auch im Lager soll der Kommandierende gütig und rücksichtsvoll zu seinen Männern sein. Er soll darauf achten, dass sie mit allem Nötigen versorgt sind, und freundlich mit ihnen sprechen." Abu Bakr erläuterte den Hauptleuten diese Anweisungen; dann führten sie ihre Bataillone gegen die verschiedenen Schwindler.

Abu Bakr (r) kehrte nach Medina zurück. Er hatte bereits die Schwankenden unter den Muslimen gezwungen, Seka zu zahlen. Jetzt unternahm er einen umfassenden Angriff gegen die Schwindler und ihre Anhänger.